Montag, 14. April 2014

Mein Toaster, mein Reiskocher und ich - Teil 2

Elektrische Haushaltsgeräte sind die Wunderkinder der Konsumwelt, die Streber im Elektroladen und die verhasste Brut im Küchenschrank. Wohl kaum ein Utensil traf den Nerv der Zeit so sehr wie all die praktischen Helferlein, die uns den Alltag erleichtern sollen, indem sie uns die mühseligen Handgriffe und Tätigkeiten abnehmen, die wir sonst mit Muskelkraft bewältigen müssten.

So klingt es zumindest in der bunt geblümten Werbe-Welt. Aber dort können Einhörner ja auch Regenbögen pupsen. Validität = 0.

Leider sind diese Geräte aber auch ein Paradebeispiel des Konsumirrsinns - man erkennt erst genau dann das eigene Bedürfnis nach dem Etwas, nachdem man es gesehen hat. Haben-Wollen in Perfektion, das uns Geld, Zeit, Platz und Nerven raubt.

Rückblick

Bereits letzte Woche habe ich bei einem Streifzug durch meine Wohnung eine Inventurliste all meiner elektrischen Geräte erstellt. Zum einen, um mir bewusst zu werden, wie viel Krempel ich tatsächlich horte. Zum anderen, um mal streng mit mir zu sein und zu entscheiden, ob ich die ganzen Geräte tatsächlich brauche und von welchen ich mich womöglich schmerzfrei trennen kann.

Im Wohnzimmer tummeln sich naturgemäß größtenteils Unterhaltungsgeräte. Ob man die braucht, ist müßig zu beantworten - verzichten kann man auf vieles, aber man kann sich ja auch von Wasser und Heuschrecken ernähren. Ob es vergnüglich ist, ist eine ganz andere Nummer. Bis auf die zwei-drei-vielen Konsolen, die ich horte (verflixter Sammeltrieb ...), hänge ich an den meisten Geräten und denke deshalb so hurtig nicht über ein Ende dieser Liason nach. Aber das Stichwort Unterhaltung macht einem solche fadenscheinigen Argumente natürlich leicht.

Eine Inventur - und weiter geht's!

Heute ziehen wir die Daumenschrauben mal etwas fester und gehen dahin, wo sich jede Steckdose sofort heimisch fühlt - nämlich in die

Küche:
  • Wasserkocher: Daran scheiden sich die Geister, aber da ich a) einen Durchlauferhitzer habe und b) einen eher lahmen E-Herd, brühe ich Wasser für Nudeln oder Geschirrwasser immer vor, um Energie zu sparen. Für mich also absolut sinnvoll - brauch ich täglich
  • Toaster: Geschmackssache, sicherlich. Ich backe oft eingefrorene Brötchen auf oder stecke altes, trocken gewordenes Brot in den Toaster. Erspart den Backofen und vermeidet weggeworfenes Brot - brauch ich 2 x pro Woche
  • Mikrowelle: Die einen verehren sie, die anderen verteufeln sie. Ich nutze sie gerne, um den Herd nicht wegen einer Schale Suppe von gestern oder meinem Mikrowellenpferdchen anwerfen zu müssen. Man könnte durchaus ohne sie leben, aber sie spart im gewissen Maße Energie und geht einfach schneller - brauche ich 1 x pro Woche --> verzichtbar!
  • Mini-Backofen: Beim Einzug in meine Singlewohnung schenkte mir meine Mutter das Ding, um etwa Brötchen oder auch mal einen Kuchen backen zu können. War ich anfangs skeptisch, entdeckte ich rasch die Vorteile: Schnell aufgeheizt, wenig Stromverbrauch, ideal für kleine Backwaren. Nachteil ist natürlich der Platzbedarf - brauche ich 2 x pro Monat
  • Herd und Kühlschrank: Der Vollständigkeit halber nehme ich auch diese beiden Gesellen mit auf. Waren sie zu Omas Zeiten noch Luxus, kann man ohne sie heutzutage nur schwer haushalten - zumindest ohne nicht-elektrische Kochalternative und kühlem Keller. Habe ich beides nicht, insofern betrachte ich diese Geräte als absolut notwendig und verzichte auf eine Einschätzung ihres Gebrauchs.
  • Gefrierschrank: Lange habe ich überlegt, ob ich ihn brauche. Aber angesichts meines winzigen Gefrierfachs im Kühlschrank kann ich nahezu nichts einfrieren, was an Resten übrig bleibt. Und weggwerfen kommt für mich nie in Frage. Single-Portionen zu kochen ist schwierig. Natürlich frisst der Schrank Strom, und zwar nicht zu knapp, aber er unterstützt mein Kochen nicht unerheblich, da er auch TK-Gemüse (leichter zu portionieren als frisches) und Brot (damit ich nicht tagelang das gleiche essen muss) beherbergt - brauche ich täglich
  • Reiskocher: Reis esse ich selten, mag ihn aber so wie beim Chinesen - klebrig und nicht zu weich gekocht. Im Topf ist das eher Glückssache, aber dieser Reiskocher schafft den Reis immer auf den Punkt. Da er eher klein ist, nimmt er wenig Platz weg. Ob ich ihn aber wieder kaufen würde, bezweifle ich angesichts der Nutzungshäufigkeit - brauche ich 1 x pro Monat --> verzichtbar!
  • Tauchsieder: Lacht nicht - ich koche gerade in Hotels abends gern mal einen Tee und schleife dafür notfalls Tasse und Beutel mit. Der Tauchsieder erhitzt eine Tasse Wasser innerhalb weniger Minuten und ist damit verdammt angenehm. Die Frage ist natürlich, ob man abends im Hotel Tee braucht - ich jedenfalls schon, zu viel reines Wasser vertrage ich nicht. Da ich aber selten in Hotels bin, beschränkt sich seine Nutzung auf vielleicht eine Woche pro Jahr - brauche ich 1 x pro Jahr
  • Cafissimo: Über die Maschine redete ich schon bei meinem Kapsel-Recycling. Ich brühe ganz gern mal aus Faulheit damit, könnte aber auch problemlos mit dem Filter Kaffee zubereiten - brauche ich 1 x Woche --> verzichtbar!
  • Getreidemühle: Ein Geschenk meiner Mutter zum bestandenen Studium ist meine kleine Fidibus von Komo. Selbstgemahltes Getreide ist die Wucht, und da ich wöchentlich Brot backe, rattern einige Kilo im Monat durch den Trichter. Es bieten zwar viele Bioläden an, das Getreide zu mahlen, aber dann verliert es ja auch wieder direkt seine Inhaltsstoffe. Auf die Mühle will ich also nicht verzichten - brauche ich 2 x pro Monat
  • Kaffeemühle: Auch Kaffeebohnen mahle ich vor dem Brühen frisch. Dazu nutze ich eine kleine, handliche Kaffeemühle von Krups, die schon viiiele Jahre auf dem Buckel (ich schätze mal gute 20 - 30) und kaum Teile hat, die kaputt gehen können - brauche ich 1 x pro Woche
  • Mixer: Rührkuchen heißt Rührkuchen, weil man ihn zu Omas Zeiten rührte. Und zwar lange - in einem Kochbuch von 1900 las ich etwas von locker 30-60 Minuten. Heute hält man ein Wundermaschinchen in den Teig und hat binnen Minuten einen fluffigen, schaumigen Teig. Es geht ohne Technik, aber dafür braucht man Muckis *schwitz* - brauche ich 2 x pro Monat
  • Eismaschine: Ich weiß nicht, in welchem seelischen Zustand ich mich befand, als ich das Teil kaufte - wahrscheinlich war es draußen heiß, ebay menschenleer und ich verspürte ein übles Zucken im rechten Zeigefinger. Jedenfalls ersteigerte ich das Mist-Ding für 1 €. Leider arbeitet das Gerät ohne Kompressor, und das merkt man auch - das Eis schmilzt durch die Motorwärme schneller, als die Schüssel kühlen kann. Buäh - brauche ich gar nicht --> verzichtbar!

Erwartungsgemäß tummeln sich in der Küche so einige Elektroleichen, die man sich aus einer Laune heraus und ohne Nachdenken angeschafft hat. Leider sinkt der Wert dieser Geräte nach dem Kauf auf nahezu 0 - ein Wiederverkauf ist nahezu unmöglich bzw. nur mit großen Verlusten verbunden. Nur wertstabile Marken verhalten sich da etwas dankbarer, sind aber natürlich wiederum teurer, dafür aber langlebiger.

Nächste Woche geht es dann in die letzte Runde, und wir werfen mal einen Blick in Bad und Abstellraum. Hier verstecken sich ja gern die hässlichen Brüder und Schwestern der Hochglanz-Helferlein, die man vielleicht einmal im Jahr von ihrem Staub befreit und sich immer wieder darüber ärgert, wie nutzlos und / oder unpraktisch sie sind. Ihr dürft also gespannt sein!

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