Freitag, 8. Mai 2015

Aufreger der Woche #10: It's a Brautkleid!

Lange nicht gemeldet, aber ich bin noch da.

Und:

Oh ja, es gibt Neuigkeiten!

Männeke und ich stürzen uns ins Verderben, wir wollen im Frühherbst heiraten. Die Verlobungszeit wälzte sich sehr lange im "Ich-kanns-nicht-glauben"-Feeling, wich dann einer kitzeligen Vorfreude und gipfelte im Bewusstsein (und dem zugehörigen Entsetzen) - da kommt verdammt viel Arbeit auf uns zu!

Nun gut, wir sind pragmatisch. Nicht unbedingt minimalistisch, aber zumindest haben wir sehr schnell die rosa Brille abgelegt (Brautmessen - ihr glaubt nicht, was es da alles zu sehen - und zu kaufen - gibt!). Wir brauchten nicht lange zu diskutieren, wo unser Fokus lag und mit welchen Punkten wir die wilde Sause umreißen konnten: Kleine Gesellschaft (maximal 40 Nasen), dafür aber bitte mit Kirche (Männekes Familie ist sehr, sehr katholisch), kein Schloss, Gutshof, Pferdekutsche, Blumenmädchen und Trallala, dafür ein schönes, gemütliches Restaurant mit hervorragender Küche, Terrasse und Zugang zum Stadtpark. Insofern also ein Tick hinter den vermutlich größten Planungsbatzen.

Dann kamen wir zum nächsten Punkt der Liste, und hier begann für mich das Grauen: Brautkleider.

Ich gebe zu, ich war naiv. Glaubte tatsächlich, mit meinen Vorstellungen (insbesondere den preislichen) etwas passendes zu finden. Hatte ich doch schon im Netz, in Magazinen und Katalogen und gewühlt und eine leichte Ahnung davon, was mir gefallen wurde. Nach 6 Geschäften und gut 50 Kleidern war ich dann zermürbt, gar und resigniert. Ich wollte diese Dinger nicht. Ich wollte kein Kleidungsstück, das mehr kostet als 10 Tage Teneriffa. Ich wollte kein Kleid, das mir eine arrogante, schnippische Verkäuferin als "The Dress" anpreist, mich frierend und nackig in einer offenen Umkleidekabine zurücklässt, weil mir das 5te Kleid missfiel. Und vor allem erschütterte mich die Vorstellung, etwas Neues zu kaufen, ein einziges Mal zu tragen und es dann im Schrank, Keller oder auf dem Speicher zu versenken.

Es brauchte seine Zeit, aber irgendwann nahm ich Abstand von den Geschäften und vor allem von den neuen Kleidern. Und ich begann, in Second Hand-Shops, in Kleinanzeigen und natürlich bei ebay zu stöbern. Der Treffer erfolgte dann verdammt schnell, und zwar in Form eines wirklich schicken Kleidchens, das neu mehrere hundert Euro gekostet hat und das ich für schlappe 65 € abgrasen konnte. Bis auf kleine Änderungen (etwas enger, Schleppe ein Stück weg, Saum auslassen) ist es vollkommen tragbar und für mich absolut perfekt.
(Bilder gibt es bald, wenn es von der Schneiderin zurückkommt).

Bei meinen Streifzügen ist mir immer wieder aufgefallen, wie unbeliebt gebrauchte Brautkleider zu sein scheinen - teilweise werden sie zu Spottpreisen verschleudert. Die Reaktion mancher Bekannten, der ich die Herkunft des Kleides vorab mitteilte, bekräftigte meine Feststellung - Stirnrunzeln und "Bist du dir echt sicher?"-Nachfragen hielten mich sehr bald davon ab, die Wahrheit zu sehr an die Glocke zu hängen. Nickte man mir zu meinen Upcycling-Versuchen noch bekräftigend zu, ging ich mit dem weißen Kleid wohl in vielen Augen zu weit. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass man in einem jungfräulichen Kleid zum Altar trippelt.

Trotz allem - es gefällt mir, ich mag es und ich bin stolz darauf, dass ich es tragen darf. Und irgendwie ist es auch ein angenehmes Gefühl, dass das Kleid schon einmal eine Frau an ihrem schönen Tag begleitet hat und das jetzt wieder tun kann. Einfach zu schade, so was im Schrank vermotten zu lassen.